Ein Modellprojekt an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Castrop-Rauxel
16. Mai 1997
Bilanz von Gesamtschülern nach einjährigem Projekt
Religion oder Sitte, Christentum und Islam, Kirchenglocken und der Ruf des Muezzin - die Diskusion zwischen den Religionen wird heftiger. Die Willy-Brandt-Gesamtschule macht sie zum Unterrichtsthema.
»Gute Nachbarschaft« heißt das Modellprojekt von Religionslehrer Walter Lange in der Klasse 10 a. Ein Jahr lang beschäftigen sich die Jugendlichen mit Christentum und Islam, besuchen In Aachen den Kaiserdom und eine Moschee, informieren sich in einem Kloster über Rituale dere Mönche.
Zu Anfang stand das Lob einer Schülerin »In diesem Jahr sind wir offen über Religion aufgeklärt worden. Vorurteile, die automatisch auftreten sind aus dem Weg geräumt worden.« |
Dass das vielleicht mehr Wunsch als Wirklichkeit ist, wurde allerdings schnell deutlich. Denn wie steht es z.B. mit dem Sex vor der Ehe? Schnell kam die Diskussion in Gang. Der Islam kennt keine Kompromise. Ein islamischer Junge darf ein Mädchen noch nicht einmal berühren, bestenfalls in Gegenwart von Mutter oder Schwester. Küsse sind tabu. »Weil es dabei nicht bleibt. Und nur küssen wäre ja auch langweilig«, verteidigte eine aus Marokko stammende Schülerin diese Vorschrift. Damit stieß sie auf wenig Verständnis. »Und das in einer Religion, die die Liebe über alles stellt«, hieß es.
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dazu Artikel 1 vom 10. Mai 1997
dazu Artikel 2 vom 10. Mai 1997